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Yamanote und Chuo

Wer Yamanote sagt, muß auch Chuo sagen. Der berühmte Ring der Yamanote verbindet alle Zentren der Metropolregion Tokyo; wenn man von Chiba und Yokohama absieht. Es ist aber auch eine Weltreise. Von Tokyo Eki nach Shinjuku Eki ist man 30 Minuten unterwegs. Man sollte die die Größe Tokyos und die daraus resultierenden Reisezeiten unterschätzen.

Der Yamanotering ist aber nur die halbe Wahrheit. Es gibt die Chuo-Linie und die Chuo-Sobu-Linie. Beide queren den Yamanotering in Ost-West-Richtung und schneiden ihn in Akihabara/Kanda und Yoyogi/Shinjuku in eine Nord- und eine Südhälft. Ihre Markenfarbe ist Orange bzw. Gelb.

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Die Chuo startet sie in Tokyo Eki und reicht bis nach Nagoya. Die Chuo-Sobu Line startet auf der anderen Seite der Tokyobucht in Chiba und endet in den westlichen Außenbezirken der Stadt. Ich habe sie 2013 benutzt, um zwei Schreine der Tokyo Jissha zu besuchen. Diese langen nur wenige Stationen östlich des Yamanoterings. Man muß aber aufpassen. Nicht alle Züge der Chuo halten innerhalb des Ringes.

Tokyo und Kanda … 東京, 神田 … hatten wir schon

Ochanomizu … 御茶ノ水 … Diese Station ist ein kleines Bonbon. Von der Brücke, die hier über den Fluß geht, ergeben sich zwei Anblicke. Im Westen sieht man die Hochhäuser von Iidabashi. Im Osten sieht man, wie die Bahngleise über den Fluß gehen und im Häusermeer verschwinden. Es ist ein Anblick wie aus einer Modelleisenbahnlandschaft. Gleich am Bahnhof steht eine russisch-orthodoxe Kirche. Auf der anderen Flußseite stehen der Yushima Seido und der wirklich sehenswerte Kanda Myojin.

Suidobashi … 水道橋 … Im Norden der Station ist der Tokyo Dome, ein Baseball Stadion. Westlich vom Dome ist ein schöner japanischer Garten.

Iidabashi … 飯田橋 … Wer den erwähnten Garten besuchen will, kann auch hier aussteigen. Die Station ist etwas dichter am Eingang. Zudem kreuzen sich hier mehrere Hauptverkehrsstraßen und die Autobahn. Ähnlich wie an der Nihonbashi wird einem an diesem Ort bewußt ,was Tokyo ist: Häuser, Straßen, Chaos und vor allem: groß und 3D. Nur 300m ist der Eingang zum japanischen Garten; Ein Dimensionssprung. In Iidabashi gibt es noch ein paar verwinkelte Nebenstraßen, in den – nach Lonely Planet – das alte Tokyo erfahren werden kann. Ich würde es weiter unten auf meine Liste setzen.

Ichigaya … 市ヶ谷 … Diese Haltestelle kann man überspringen. Sie liegt dummerweise auf der Rückseite des “berüchtigten” Yasukuni-Schrein. Bis zum Eingang sind es 600m

Yotsuya … 四ツ谷 … Verläßt man die Banhstation steht man fast direkt vor dem Eingang zum Asakasa-Palast. Leider ist er für Normalsterbliche zu zugänglich.

Shinanomachi … 信濃町 … Dieser Bahnhof bringt einen zu den Sportanlagen, die für die olympischen Spiele errichtet wurden.

Sendagaya … 千駄ヶ谷 … Der Bahnhof nahe dem Eingang zum Shinjuku Gyoen. Einem der größten Parks in Tokyo. Es ist kein japanischer Garten im eigentlichen Sinn. Dennoch ist der Andrang trotz eine Eintrittsgeldes groß.

Sendagaya

Yoyogi, Shinjuku … 代々木, 新宿 … hatten wir schon

Weit außerhalb von Tokyo (Chuo) …

Die Chuolinie führt duch das Kisotal. Hier stehen alte Orte mit alten Häusern. Ich habe diese Gegend 2012 besucht. Echt eine Reise wert. Blättert mal im Lonely Planet nach dem Stichwort Nakasendo. Die Chuo braucht lange, aber theoretisch kann man in Tokyo einsteigen und einfach mehrere Stunden sitzen bleiben und hierher fahren.

Kiso-FukushimaHier war ich gestrandet, nachdem ich in den falschen Zug eingestiegen bin. Heißt aber auch: Hier kann in den Super-Limited-Express nach Matsumoto umsteigen.

NagisoHier steigt man aus, wenn man in die alten Orte am Nakasendo wandern will.

Weit außerhalb von Tokyo (Sobu) …

Nach Osten  geht es mit der Chuo-Sobu-Line. Kurz außerhalb des Ringes gesellt sich noch die Sobu-Main-Line hinzu. Die zweite STation östliche vom Ring ist Ryogoku. Hier steht die Halle in der die japanischen Sumomeisterschaften ausgetragen werden.

Zwischen den Haltestellen Kinchicho und Kameido liegt der Kameidotenmangu, einer der Tokyo Jissha. Zwei Stationen später überquert man den Arakawa und beginnt die Fahrt auf die andere Seite der Tokyobucht. Für Touristen gibt es hier keine wichten Stops mehr. Man sieht nur noch das Häusermeer von Tokyo. Ichikawa, Narashino, Mihama. Dann erreicht man den Bahnhof in Chiba.

Von Chiba aus kann man weiter nach Süde fahren und die Tokyobucht vollständig umrunden, keine Ahnung wiese man das tun sollte. Oder doch? Es gab da einen Beitrag bei Top Gear. Mal sehen, ob ich den finde. Da war ein netter kleiner Tempel erwähnt.

Alternativ fährt weiter nach Osten. Von Chiba aus fährt ein Zug nach Narita. Allen, die hierher wollen, empfehle ich aber den NEX oder den Keisei-Liner. Die Sobu ist einfach zu lange unterwegs. Von Narita aus fährt der Zug weiter nach Kashima und Katori. Hier stehen zwei berühmte Kriegerschreine. Ich hatte sie 2006 besucht und durch Unwissenheit diese Bahnstrecke genommen. (Man ist das lange her).

Für mich zählen beide Schreine zum erweiterten Pflichtprogramm! Wenn ihr über Narita fliegt, dann plant für eure zweite Reise eine 2 Tage-Stop in Narita ein. Idealerweise am Beginn oder Ende der Reise. Narita selbst hat genug Material für einen 3/4-Tag. Man kann diesen Tag also zur An-/Abreise nach Tokyo benutzen. Am zweiten Tag schafft man von hier aus ganz entspannt die beiden Schreine.

Eine allgemeine Regel: Die meisten Züge, die in Tokyo die U-Bahn oder den Nahverkehr stellen, fahren über die Endhaltestelle weiter ins Umland. Meist nur in die Außenbezirke von Tokyo, andere aber wie die Chuo weit nach Japan hinein. Ich muß bei Gelegenheit mal eine Liste erstellen.

(C) Das Urheberrecht aller Fotos auf dieser Seite liegt bei den Fotografen. Die Fotos auf dieser Seite stehen unter cc-Lizenz und sind Teil der Bilddatenbank von wikipedia.

Yamanote

Die Yamanote, oder kurz 山手. Nüchtern betrachtet ist es ein von dutzenden Bahnlinien in Tokyo. Der Ring ist 34,5 km lang und hat 29 Haltepunkte. Eine Rundfahrt dauert etwa 63 Minuten. Sie verbindet die wichtigesten Zentren der Metropolregion: Tokyo, Ikebukero, Shinjuku, Shibuya, Shinbashi. Jeden Tag fahren hier 667 Züge! Täglich nutzen über 4 Millionen Fahrgäste diese Bahnlinie (das schafft nicht einmal die BVG auf allen Strecken zusammen)! Diese Zahlen sind es, die die Yamanote zum Inbegriff von Tokyo machen. Wer Tokyo begreifen will, muß sie mindestens ein Mal in der der Rush Hour benutzt  haben. Ich habe es. Es ist der Wahnsinn.

Jedes Kind in Japan kennt die Yamanote. Ihr helles Grün ist ein Markenzeichen. Es gibt sogar Fanclubs; und einen Song. Den Yamanotesong. Man kann ihn benutzen um alle Stationen auswendig zu lernen (oder als Trinkspiel für Fortgeschrittene). Die Yamanote ist Tokyo. Auch ich bin ein Yamanotefan. In meinem Bilderarchiv schlummern etliche Fotos. Ich glaube, keine Bahnlinie in der Welt wird so häufig fotografiert. Auf Platz 2 kommen dann wohl der Shinkansen.

Die Yamanote offenbart auch eine japanische Eigenheit: Disziplin. Hier spielen sich Szenen ab, die in Deutschland undenkbar sind. Nur Dank dieser Disziplin schafft die Yamanote die Fahrgastzahlen. Innerhalb von 30 Sekunden tauschen ganze Züge mit 16 Waggons ihre Fahrgäste aus. Man kann eine Choreografie bewundern, die mit deutschen Egoismus undenkbar ist.

Auf der Rolltreppe heißt es “Rechts stehen, links gehen”. Wer es eilig hat, hat immer die Chance zum Überholen. Man wartet beim Einsteigen nicht vor der Tür sondern neben der Tür. Alle, die austeigen, gehen bis zur Mitte des Bahnsteiges und biegen erst dort zur Treppe ab. Keiner kommt sich ins Gehege … Nach drei Monaten Deutsche Bahn sage ich euch: Hier? In Deutschland? Undenkbar.

Über die Historie will ich nicht viel verlieren. Ihr findet einen guten Artikel bei wikipedia: wikipedia:Yamanote. Die Frage, die bleibt: Kann man mit der Yamanote die Stadt erkunden? Ja und nein. Ja, man kommt mit der Yamanote dicht an alle wichtigen Attraktionen heran. Nein, man muß trotzdem eine Menge laufen und es gibt bessere Möglichkeiten von A nach B zu kommen.

Aber hier und jetzt geht es um die Yamanote. Theotisch kann man damit eine 65-Minuten Stadtrundfahrt für 130yen bekommen. Man bucht ein Ticket bis zur nächsten Station und bleibt sitzen. Damit ist es die billigste Stadtrundfahrt der Welt. Wer an jeder Station aussteigen will, sollte eine Tageskarte kaufen.

Achtung: Nicht mit der Suica bezahlen, die rechnet jede Fahrt einzelnd ab.
Wichtig: Der JRP ist gültig.

Tokyo … 東京 … Um diesen Bahnhof herum ist das eigentliche Tokyo. Shibuya und Shinjuku sind im Prinzip andere Städte, die aufgrund des enormen Wachstums zu einer großen Stadt verschmolzen sind. Tokyo ist auch der größte Bahnhof in Japan. Mehrere verschachteelte Ebenen von Bahngleisen; nicht einfach sich hierden Durchblick zu wahren. Nur wenigen Fußminuten entfernt ist der Kaiserplast. Ein Muß, wenn man in Tokyo ist. Im Nordwesten liegt etwa 500m entfernt die Brücke Nihonbashi, die den Nullpunkt im japanischen Straßennetz bildet. Einige werden die Brücken aus Animes kennen.

Kanda … 神田 … Diese Station liegt am Westrand des alten Bürobezirkes Nihonbashi. Viel zu sehen gibt es nicht. Obwohl … In Nihonbashi gibt es ein paar Schreine, deren Besuch Glück bringen soll. Die Schreine sind klein, alt, wenig spektakulär und teilweise gut versteckt. Es Besuch lohnt sich dennoch. Zumal sich in der Mittagszeit die Straßen urplötzlich mit Büroangestellen füllen. Gleichzeitig tauchen überall mobile Stände mit Essen auf.

Tokyo und Kanda

Akihabara … 秋葉原 … Electronic Town. Hier bekommt man alles, was mit Strom läuft. Von Haushaltsgeräten über Stereoanlagen hin zu Computern und Mobiles; einfach alles. Dazu gesellen sich die Otakus und Mangafans. Den Shops, die keine Elektronik verkaufen, haben sich auf Manga und Anime spezilisiert. Manga-Fans werden als A-Boys oder Aikiba-kei bezeichnet. Dieser Stadtteil ist schräg, bunt, laut, quirlig. Von hier aus gelangt man auch zum Kanda Myojin, einem der Schreine des Tokyo Jissha. Ihm gegenüber ist der Yushima Seido. Auch die Bahnstation Ochanomizu, wo eine russisch orthodoxe Kirche steht, ist nicht weit weg.

Okachinachi … 御徒町 … Ein eher kleiner Haltepunkt. Hier beginnt eine quirlige, schmale Einkaufsstraße Ameyayokocho, die am Bahnhof Ueno endet. Auch das ist Tokyo. Witzig genug. Diese Einkaufstraße wird sogar ein Reiseführern erwähnt.

Akihabara, Okachimachi und Ueno

Ueno … 上野 … Ein wichtiger Bahnhof. Hier starten die Shinkansen nach Norden (es gibt JR East und JR West). Hier stoppt der Keisei-Liner, der Tokyo mit dem Flughafen Narita verbindet.  Für Touristen gibt hier den Ueno Park mit vielen Museen wie z.B. das Nationalmuseum. Auch einige Tempel wie der Kiyomizu Kannon, und Schreine sind hier. Die Statue Samurai mit Hund wird gerne in Manga zitiert, um auf Ueno zu verweisen. Gleich um die Ecke sind der Yushina Tenmangu und ein altes Herrenhaus im westlichen Stil. Die toursitischen Highlights Nezu Jinja und den Tempel in Asakusa muß man umsteigen. Die sind zu Fuß dann doch etwas weiter weg.

Uguisudani, Nippori, Nishinippori, Tabata … 鶯谷, 日暮里, 西日暮里, 田端 … Diese Orte zwischen Ueno und Ikebukero sagen einem nichts. Die Übersetzung erinnert an vergangene Zeiten, also Edo ein Fischerdorf war: Nachtigallental, Sonnenuntergangsdorf, Reisfeldrain. Die Wohnhäuser sind so dicht an die Schienen gebaut, daß man den Bewohnern auf den Eßtisch spucken könnte. Uguisudani ist am Nordende des Uenoparks.

Uguisudani, Nippori, Nishinippori und Tabata

Komagome … 駒込  … Auch dieser Name erinnert an alte Zeiten.Wir sind hier in Yamanote, der Oberstadt. Läuft man durch die Straßen, sieht man ein völlig anderes Tokyo als in Shinjuku oder Kanda. DieUnterstadt, Shitamachi, war für die kleinen Leute, in Yamanote wohnte der Adel. Der japanische Garten Rikugien ist in fußläufiger Entfernung; ebenso der Kyu-Furukawa-Garten. Da sie die einzige Attraktion hier sind, würde ich bei einem begrenzten Zeitfenster andere Parks vorziehen. Rikugien ist aber sicherlich etwas für eine zweite oder dritte Reise nach Tokyo.

Sugamo, Otsuka … 巣鴨, 大塚 … Zwei Haltepunkte im Häusermeer von Tokyo. Auf dem Ring bilden sie die nördlichsten Punkte. Zur Erinnerung: Der Yamanotering entstand aus der Verbindung zweier wichtiger Nord-Süd-Achsen. Die östliche Achse haben wir bereits in Tabata verlassen und uns dort vom Shinkansen verabschiedet. An der nächsten Station, Ikebukuro, erreichen wir die westliche Achse und es geht südwärts.

Ikebukuro … 池袋 … ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, aber für Touristen ohne weitere Bedeutung. Zum Shopping gibt es Shinshine City. Ein 60-stöckigier Komplex mit Shopping Mall. Das berühmte chinesische Restaurant HeiShinRo hat hier eine Filiale.Sunshine City steht auf dem Areal des ehemaligen Sugama-Gefängnisses, in dem die Klasse-A-Kriegsverbrecher inhaftiert warren. Für Mangafans gibt es hier ein Areal, das Akihabara nicht unähnlich ist. Allerdings ist es mit seinen Butler-Cafes eher etwas für Frauen und Schwule. Also Vorsicht. Ein Besuch lohnt sich, aber alleFlirtverscueh danach könnten mit dem falschen Ergebnis enden.

Komagome, Suganmo, Otsuka und Ikebukuro

Mejiro … 目白 … Wer nicht zur Gakushuin Unviversität will, kann sitzen bleiben.

Takadanobaba … 高田馬場 … Nahe am Bahnhof gibt es ein Areal, daß Korea-Town genannt wird. Hier bekommt man sehr gutes koreanisches Essen. Hot Pot. Zum Beispiel. Aber Vorsicht. Wenn die scharf auf die Karte schreiben, dann meinen die das auch. Ein weitere Sehenswürdigkeit ist die Waseda-Universität; ganz netter Campus. Der Wasedafluß fließt hinter dem Campus. Es ist der gleiche Fluß, den auch die Yamanote kurz vor dem Bahnhof gekreuzt hat. Er ist ein Geheimtip während der Kirschblüte. Der Fluß ist zwar ein ein Betonbett gepreßt, aber zu beiden Seiten stehen auf etwa 600m Kirschbäume.

Mejiro und Takadanobaba

Shin-Ōkubo … 新大久保 … Wieder so ein Haltepunkt, an dem man sitzen bleiben kann.

Shinjuku … 新宿 … Das “neue” Zentrum von Tokyo. In den 90ern wurde hier wild gebaut. Im Wolkenkratzerareal stehen beeindruckende Bauten. Es ist der Finanzbezirk. Nachts ist hier nicht viel los. Einzig sehenswert ist das Rathaus. Der Entwurf von Kenzo Tange ist das höchste Rathaus der Welt. Der Bau wirkt gothisch und imposant. Eine Kathedrale der modernen Welt. Das Nachtleben spielt sich im Bezirk Kabukicho ab. Man kann grob sagen: Die Jugend trifft sich in Shibuya, die Erwachsenen in Kabukicho. Es ist etwas verruchter. Mehr Rotlicht, mehr Hostessenbars.

Shinjuku sollte man sich auch als einen der wichtigesten Bahnhöfe merken. Von hier fahren Züge nach Nikko und Kawagoe. Es fahren Busse zum Fuji und in die Berge nach Kuatsu Onsen. Die Chuo-Line führt von hier ins Kisotal, an den Nakasendo und sogar bis Nagoya. Denkt daran. Die Yamanote verbindet zwei Nord-Süd-Achse. Tokyo und Ueno liegen an der östlichen. Hier merke man sich Shinkansen, Kamakura, Yokohama, Airport. Shinjuku liegt an der westlichen. Hier merke man sich Nikko, Fuji, Kusatsu Onsen und Kisodani.

Shin-Okubo und Shinjuku

Yoyogi (代々木) … Die Station wird gerne übersehen. Sie liegt nur 300m enfernt von Shinjuku. Von hier aus gelangt man schnell zum Nordeingang eines Parks, der zum Meiji Jinja gehört. Theoretisch kann man hier austeigen, den Schrein besuchen und an der nächsten Station weiterfahren.

Harajuku … 原宿 … Hier aussteigen für den Meiji-Shrine, Cosplay-Bride, Yoyogi-Park und die Omotesando. Letzteres ist die Tokyo-Version der Champs-Élysées. Teure Klamotten und Cafes. Die Straße läuft der Ginza momentan den Rang ab. Nur eine Kurve entfernt ist das Epizentrum von Klamotten für die japanische Jugend, die Einkaufsstraße Takeshitadori. Cosplay-Bridge erklärt sich fast von selbst. Die Brücke wird immer sonntags zum Treffpunk von Goths, and Cosplayern und (Cyper)punks. Am Sonntag geht es im sonst beschaulichen Yoyogipark weiter. Ich nenne ihn gerne Venice Beach von Tokyo. Hier treffen sich die schrägsten Gestalten. Rockabillies, Petty Coater, Trommler, Capoera-Kämpfer und etliche Jungedbands inklusive Instrumenten. Fast schon beschaulich ist dagegen der Meiji-Schrein. Für Architekten gibt es ein paar Leckerbissen in der Omotesando und natürlich die Sportanlagen von Olympia. Ganz am Rande: Harajuku Eki ist das ältestes noch im Betrieb befindliche Bahnhofsgebäude in Tokyo. Der Holzbau stammt aus dem Jahre 1925.

Yoyogi und Harajuku

Shibuya … 渋谷 … Die Partymeile. Die Kreuzung kennt jeder. Die beiden großen Bildschirme. Es ist der Inbegriff vom modernen Tokyo. Keine Kinofilm ohne eine Referenz auf dieses Viertel. In Fast & Furious III führt ein Rennen über diese Kreuzung. Und ja, teilweise ist es fast wie im Film. Sehenswürdigkeiten gibt es hier nicht. Dafür Nachtleben. Ich sage nur “Love Hotel Hill” … Ach ja, am Bahnhof steht eine Statue, die einem Hund gewidmet ist. Er ist täglich mit seinem Herrchen zum Bahnhof gelaufen, der von hier zur Arbiet fuhr. Pünktlich zu Feierabend war der Hund allein zurück am Bahnhof und hat sein Herrchen abgeholt. Die Statue zu Ehren dieser treuen Seele ist heute ein Treffpunkt für Jungendliche. Hier wartet man, mit dieser Treue des Hundes auf seinen Freund, seine Freundin.

Ebisu … 恵比寿 … Dieser Haltepunkt wurde nach der Brauerei benannt. Das Bier gehört zu den großen 4 in Japan (die anderen sind Asahi, Kirin und Sapporo), ist aber etwas teurer. Die Brauerei ist schon lange nicht mehr in Betrieb. Aber es gibt hier ein kleines Museum. Nichts für die erste Reise nach Tokyo, aber definitiv etwas, wenn das Pflichtprogramm absolviert ist.

Shibuya und Ebisu

Meguro, Gotanda, Ōsaki… 目黒, 五反田, 大崎 … passiert man einfach. Hier ist nur ein weiterer Abschnitt von Tokyo mit Häusern, Straßen und viel Chaos. Einzig für das Yamanotelied sind die Namen wichtig. So kurz vor dem Ende läßt die Konzentration nach.

Meguro, Gotanda und Ōsaki

Shinagawa … 品川 … Ein imposanter Bahnhof. Er ist zudem die südlichste Shinkansenstation in Tokyo. Wir sind also zurück auf der östlichen Nord-Süd-Achse. Aber Vorsicht. Nicht jeder Shinkansen stoppt hier. In gerade noch für einen Fußmarsch akzeptabler Entfernung liegt der Sengakuji. Hier befinden sich die Gräber der 47 Ronin, gehört wegen seiner Lage aber nicht zum Pflichtprogramm der ersten Reise.

Tamachi … 田町 … Kann man überspringen. Diese Station bringt einen nach Shibaura. Interessant ist hier höchstens der Anblick der Hochhäuser, die bis an die Wasserkante der vielen Kanäle reichen. Ach ja, wer sich die Auffahrrampe der Rainbow Bridge anschauen möchte, kann hier austeigen. Es sind aber knapp 800m Fußmarsch. Einmal an der Brücke angekommen, kann man die Chance nutzen, sie zu Fuß zu überqueren. Es gibt auf beiden Seiten einen schmalen Fußweg. Ich würde den nördlichen nehmen. Alles Land, was man dort erblickt, gab es vor 50 Jahren noch nicht.

Shinagawa und Tamachi

Hamamatsuchō … 浜松町 … Hier wird es wieder spannend für Touristen. Gleich am Bahnhof steht ein Menneken Piss. Von hier startet die Monorail zum Flughafen Haneda. Von der Fußgängerbrücke im Osten hat man einen Blick auf den japanischen Garten Kyu Shiba Rikyu Teien. Der Eingang ist in der Nähe des Nordausgangs. Der Garten gehört für mich zu den Highlights in Tokyo. Selten ist das alte Tokyo so dicht am modernen Tokyo. Man sitzt an einem Teich. Ein Karpfen springt und im Hintergrund rauscht der Shinkansen vorbei. 300m westlich vom Bahnhof befindet sich der Tempel Zojoji. Einer der beiden großen buddhistischen Tempel in Toyko (der andere stehe in Asakusa). Gleich hinter dem Tempel steht der Tokyo Tower. Er ist das Wahrzeichen des alten Tokyo. Das neue Highlight ist definitiv der Sky Tree. Dennoch, ohne einen Besuch am Tokyo Tower war man nicht in Tokyo.

Shimbashi … 新橋 … Hier startet die Yurikamome, die einen über die Rainbow-Bridge nach Odaiba bringt. Es war in den 90ern das ambitionierteste Landgewinnungsprojekt. Wer regelmäßig nach Japan fährt, sollte hier vorbeischauen. Es ist unglaublich wie diese Stadt jedes Jahr weiter in die Tokyo Bay wächst. Von Shimbashi ist es ein Katzensprung nach Shiodome mit seinen Wolkenkratzern. Wohnungen, Hotels, Restaurants und Geschäfte. Unter der Autobahn hindurch gelangt man zum Hamarikyu Teien. Für mich einer der schönsten japanischen Gärten in Tokyo und definitiv Teil des Pflichtprogrammes.

Yūrakuchō … 有楽町 … Die letzte Station bevor wir wieder in Tokyo sind. Bis Tokyo sind es nicht einmal 400m. Interessant ist dieser Bahnhof für Architekturfans (mehr dazu in einem anderen Post) und für Leute, die sich das Chaos von Tokyo Eki ersparen wollen. Etwa 200m östlich, trifft man mittig auf die berühmte Shoppingstraße Ginza mit ihren Läden von Prada, Gucci und Rolex. Im Westen liegt der Hibiyakoen, der aus meiner Sicht nicht zu den Highlights zählt. Die Ginza ist am Sonntag für den Autoverkehr gesperrt und eine 8-spurige Flanniermeile. Die Geschäfte haben geöffnet.

Hamamatsucho, Shimbashi und Yurakucho

Tokyo … 東京 … Wir sind zurück.

Um die Liste zu komplettieren … Folgende Attraktionen sind etwas zu weit weg von der Yamanote, dennoch gehören sie zum Pflichtprogramm: der Tempel in Asakusa, eine Flußfahrt auf dem Sumidagawa, der Sky Tree, Roppongi Hill (Nachtleben, moderne Städteplanung und die Aussichtsplatform des Mori Tower), der Hiejinja und Nezu Jinja.

Die Yamanote hat ferner den Vorteil, daß nahezu an jedem Haltepunkt eine U-Bahn-Linie kreuzt.

Auch der Park Shinjuku Gyoen, die olympischen Sportanlagen und der japanische Garten in Iidabashi liegen nicht an der Yamanote. Hier bietet sich die Chuo an (nächster Blog).

Schreinfest am Hiekawajinja (Circlepit mit TaiChi)

Heute ist der vorletzte Tag. Morgenabend startet der Flieger zurück in die Arbeitswelt.  Nach dem Frühstück geht es los Richtung Shinjuku. Statt der Yamanote nehme ich die Marunouchi Line ab Ochanomizu. Das spart 20 Minuten Fahrzeit, wenn man nicht seine Suica vergißt und vom Bahnnhof noch einmal zurück zum Hotel stiefelt. In Shinjuku das gewohnte Chaos aus den Bahnhöfen von drei Bahnlinien, zugehörigen Shoppingcentern, Bürogebäuden und den unterirdischen Verbindungen. Gar nicht so einfach hier den Überblick zu wahren.

Straßenfest

Ich mache eine falsche Drehung, stehe mitten im Tobu-Depato und brauche 15 Minuten, bis ich einen bekannten Ort finde, der mir die Orientierung zurückgibt. Jetzt schnell Souveniers kaufen und zu Pentax. Das “schnell” streichen wir gleich wieder, denn ich finde nicht, was ich suche. Pentax hingegen war ein gute Idee. Diagnose: Autofokussystem und CCD-Chip sind komplett dejustiert, was die Probleme während des Urlaubs erklärt. Die Reparatur würde über 2 Stunden dauern, die ich nicht habe, denn ich will weiter zum Straßenfest (Fortsetzung von gestern).

Da ich die Karte mit der Marschroute fotografiert hatte, finde ich die “Prozession” schnell, die vor 1 Stunde gestartet ist. Ich werde wiedererkannt und herzlichst begrüßt (hatte wohl keiner damit gerechnet, daß ich vorbeischaue). Der Zug ist relativ klein. Heute sind die Kinder dabei einen Wagen mit Trommel zu ziehen, ein kleiner tragbarer Schrein folgt. Unterstützt werden die kleinen natürlich von den Erwachsenen, die auch die Straße sperren (mitten in Tokyo). Ich bleibe wieder länger als geplant. Es ist einfach so anders als die anderen Feste. Es ist klein und hat eine Menge Lokalkolorit. Es schwebt nicht dieses “für Touristen optimiert” in der Luft. Es wirkt authentisch und fasziniert.

Schreinfest Hikawajinja

Um 17 Uhr wechsel ich dann zum Hikawajinja ein. Die Prozession hier ist gerade zu Ende. Ich schaffe es noch, die Festwagen zu fotografieren, dann geht es zum Schrein. Hier erinnert alles an die Vorstellung, die man sich von japanischen Schreinfesten macht (in meinem Fall von diversen Anime geprägt): Lichterketten, traditionelle Musik, Lagerfeuer vor den Stufen zum Schrein, das Zirpen der Grillen, Leute in Kimono und Yukata, kleine Verkaufsstände mit Okonomiyaki und Yakitori. Sogar einer von diesen Ständen ist da, an denen man mit einen kleinen Papierkescher Zierfische angeln kann. Da es mittlerweile dunkel ist, ist die Atmosphäre unglaublich. Nach diesem Gesamteindruck sucht jeder, der nach Japan reist. Umso erstaunlicher, daß der Schrein nicht von Touristen überrannt ist. (Das Fest steht halt nicht im Reiseführer.)

Auch hier ist Bon-Tanz angesagt; aber im großen Stil. Gestern tanzten 15 Leute. Hier sind es über 100, die um die Bühne mit der Trommel schreiten. Ich habe die Tanzschritte und -bewegungen nicht ganz raus. Zusammengefaßt ist es eine Mischung aus Circlepit und TaiChi. Um das Tanzareal die Verkaufsbuden. Der Schrein selbst mit Laternen schön ausgeleuchtet. Alles in allem ein Bilderbuch-Schreinfest. Ich genieße es. Die Zeit vergeht wie im Fluge und um 21 Uhr ist abrupt Schluß. Auch das ist Japan.

Mori Tower – Roppongi Hill

Da der restliche Abend genutzt werden will, starte ich Richtung Roppongi, das nur etwa 15 Fußminuten entfernt ist. Wenn ich schon mein Stativ dabei habe, dann ist der Mori Tower Pflicht und so beende ich diesen Tag im 54 Stock mit Weitblick auf Tokyo.


Nachtrag: Zwischen Straßenfest und Hikawa war ich noch kurz bei der Baustelle des neuen Funkturms (dem Tokyo Sky Tree). Nach Aushang haben sie 461m erreicht. Die endgültige Höhe soll 634m werden. 6 (mu), 3 (sa), 4 (shi) = “Musashi”, einen alten Namen für die Gegend, in der der Tokyo Sky Tree steht. Das Ding ist der Kracher. Wie ich die Japaner kenne mit Aussichtsplatform. In zwei Jahren weiß ich mehr…


Kanji-Lexikon: Shinjuku 新宿, Yamanote 山の手, Marunouchi Sen 丸ノ内線, Ochanomizu Eki 御茶ノ水駅, Suica スイカ, Hikawajinja 氷川神社, Kimono 着物, Yukata 浴衣, Okonomiyaki お好み焼き, Yakitori 焼き鳥, Roppongi 六本木, Roppongi Hill Mori Tower 六本木ヒルズ森タワー, Tokyo 東京, Tokyo Sky Tree 東京スカイツリー, Tokyo 東京

Reisefüher – Tokyo (東京)

Tokyo braucht seinen eigenen Reiseführer. Der kommt irgendwann hierhin. Diese Seite bleibt vorerst ein Platzhalter. Es ist wirklich schwer alles in nur drei Kategorien zu stopfen. Aber ich glaube ich habe das ganz gut hingekriegt.

Zum Pflichtprogramm gehören
(das ist in zwei Tagen zu schaffen)

  • Asakusa Schrein, Koto-ku (rechts auf der Karte)
  • Kaiser-Palast / Palastgarten
  • Nezu-Jinja (speziell zur Azaleenblüte)
  • Hamarikyu Teien
  • Rikugien
  • Meiji-Schrein
  • Roppongi Hill/Mori Tower (Abend-/Nachtprogramm)
  • Shibuya (Abend-/Nachtprogramm)
  • Shinjuku Gyoen
  • Flußfahrt auf dem Sumidakawa
  • Waseda (nur während der Krischblüte)
  • wenn er fertig ist: Tokyo Sky Tree, 634m

Was man auch definitiv gemacht haben muß:

  • eine Fahrt mit der Yamanote (zur Rushhour für Hardcore-Touristen)
  • Besuch eines Maiden-Cafe

Zum kann-Programm zählen
(zusammen mit dem Pflichtprogram: 3-4 Tage)

Viele der hier gelisteten Punkte stehen in manchen Reiseführern weiter oben. Von mir aus. Ich sehe das wie folgt: Etliches läßt sich auf dem Weg von einem Pflichtpunkt zum anderen abhaken, und wenn man die Zeit hat, sollte man aus machen. Sollte Zeit aber wichtiger Faktor sein, kann man diese Punkte getrost überspringen.

  • Ueno-Park
  • Ginza
  • Tokyo Tower
  • Zojoji
  • Yoyogi-Park
  • Akihabara (Abendprogramm)
  • Nihonbashi
  • die 8 Schreine in Nihonbashi-ku
  • Wanderung über die Rainbow-Bridge
  • Omotesando (Shopping)
  • Cosplay Bridge (am Sonntag)
  • Oedo-Onsen (aber nur, wenn man Onsen mag)
  • Kanda Myoin
  • Hikawa Jinja

Was man meiner Meinung nach auslassen kann:
(oder: wenn man wirklich noch Zeit übrig hat)

  • Kabuki-za, denn das gibt es nicht mehr
  • Odaiba
  • Shinjuku, gut das Rathaus ist berühmt, aber sonst ist da nichts
  • Ebisu(brauerei) — nur für Bierfans
  • Yasukuni-Schrein — nichts besonderes
  • Yushima Seido — auch nur ein “ich war da” auf der Liste
  • ToDai

“Pilgertouren”

die 8 Schreine in Nihonbashi (KANN-Programm)
die 10 Schreine “Tokyo Jissha (1 Schrein Pflichtprogramm, 3 weiteren KANN)

Hier einige mögliche Reiserouten
(Ich starte dabei gedanklich immer in Yushima am Ueno-Park.)

Asakusa-Tempel –> Mit der Fähre den Sumida entlang –> Hamarikyuteien
–> (am Sonntag: Ginza) –> Garten bei Hamamatsucho –> Zojoji –> Tokyo Tower
[alternativ: von Ginza aus zum Kaiserpalast und weiter Richtung Akihabara]

Yushima Tenmangu –> Ueno-Park –> Garten neben dem Ueno Park –> Nezu Jinja
–> Tokyo University) –> Tokyo Dome und Garten daneben –> (Rest offen …)
[mögliche Verlängerung: Shinjuku Gyoen, Meiji Jingu, Omotesando, …]

(Akihabara) –> Kandy Myoin –> Yushima Seido –> Kirchen bei Ochanomizu
–> Shinjuku Gyoen –> Harajuku und Omotesando –> Yoyogi Park –> Meiji Jungu

Hakone und ein Tetrapack

Gestern

Gestern war wieder arbeiten angesagt. Eigentlich wollte ich auf dem Weg dorthin meine Rüstung von Kenbudo abholen. Aber, nachdem ich ein paar falsche Kurven genommen und glücklich vor dem Schop stehe, war geschlossen. Montag ist Ruhetag. Argh.

Am Abend ging es in ein Koreanisches Resto in Takadanobaba. Xuefeng und ich sollten Hide um 19:00 am Bahnhof treffen. Meine Kalkulation war: 5 min zur U-Bahn plus 5 bis zur Abfahrt, 5 Fahrt, 5 umsteigen, 5 warten, 5 fahrt. Oder kurz: 30 Minuten. Xuefeng war skeptisch, aber es hat sowas von exakt gepaßt. Ich muß zugeben, ich hatte selbst nicht wirklich daran geglaubt. Das einzige Hindernis war gleich am Anfang: Ich durch die Schranke (dank Suica) und Xuefeng weg. Er wollte mir ein Ticket kaufen am Automaten kaufen, hatte vergessen, daß ich die Suica habe.

Zusammen mit Hide ging es um ein paar Kurven in ein koreanisches Resto im 2F. Der erste Gang war nicht ganz mein Fall. An Schweinefüßen ist halt nicht viel dran. Der zweite Gang war Hot Pot. Oben drauf ein Hummer, der uns als Garthermometer diente: Ist er rot, ist es fertig geköchelt. Auch dieses Gericht traf ganz meine Linie, da es höllsich scharf war. Der Abend war sehr amüsant, zumal es einen Kontrollanruf von Xuefengs Frau gab.

Heute

Die letzte Chance für einen Ausflug. Hakone. Von Shinjuku fährt ein Zug der Keio-Linie direkt dorthin. Im nachhinein war es dämlich die Yamanote zu nehmen, fährt doch die Chuo in der halben Zeit. Ich habe diese Linie nie auf der Rechnung. Die Station Ochanomizu liegt halt gedanklich in die andere Richtung. Egal, jetzt stehe ich in Shinjuku und versuche mich durch das Meer an Schildern zur Keio vorzutasten. Der nächste Zug fährt in einer dreiviertel Stunde. Damit verliere ich zwar noch mehr Zeit, aber der Weg soll das Ziel sein. Als Proviant schoppe ich mir ein Sandwich, deutschen Schinken und französichen Rotwein (im Tetra-Pack).

Um 12:15 geht es los. Der Zug steuert durch unbekannte Ecken Tokyos. Die Bebauung wird weniger und weniger. Ich genieße meinen Proviant. 90 Minuten später sind wir in Hakone-Yumoto. Von hier geht es mit der “Zick-Zack”-Bahn weiter. Alles strömt auf die zwei Waggons zu. Nicht mit mir. Zu viel Streß. Der Schaffner ist verwirrt, als ich abwinke. Der Zug fährt ohne mich. In 20 Minuten fährt schon der nächste. Und diesen Zug habe ich fast für mich alleine. Der Zug fährt steil bergauf und dann beginnt “der Tanz”: Der Zug stoppt, muß seine Fahrtrichtung ändern. Er fährt den Berg quasi im zick-zack hinauf. Schaffner und Zugführer wechseln dafür die Seiten. Wenn sie sich auf halber Strecke begegnen, wird kurz salutiert. So geht das jetzt drei mal. Japaner.

Ab Gora geht es mit einer Art Zahnradbahn weiter nach Sounzan und von der mit der Seilbahn über das Tal nach Owakundani. Beim letzten Mal (2004), bin ich von Sounzan aus in die Berge gewandert und dann zusammen mit den Japaner irgendwie direkt in den dampfenden Felder von Owakudani rausgekommen. Ich laufe den Weg lang in die Felder. Was für eine Mondlandschaft. Die Vegatation ist karg. Überall steigt Dampf zwischen den Steinen empor. Es riecht nach Schwefel. Natürlich gibt es hier die berühmten Kuro Tamago (黒玉子), die schwarzen Eier, gekocht in den heißen Quellen. Der hohe Schwefelgehalt färbt die Eierschale schwarz. Und Hello Kitty darf nicht fehlen. Natürlich in einem schwarzen Ei.

Hinter den dampfenden Feldern geht der Blick die bewaldeten Berg hinauf. Der Schwefel kommt nicht bis dahin. Die Bäume sind grün. Hier muß es gewesen sein. Als ich 2004 zusammen mit den Japanern, den Berg hinunter bin, auf dem gesperrten Wanderweg quer durch diese Felder. Von dieser Seite sieht das noch riskanter aus als damals.

In Togendai ist das letzte Schiff nach Motohakone weg. Das hatte ich befürchtet. Ich bin heute morgen viel zu spät gestartet; also mit dem Bus zurück nach Hakone-Yumoto. Ich laufe etwas durch den Ort, finde eine Art Wanderkarte und eine Idee für den nächste Reise hierher: den “Hakone Highway”, die alte Handelstraße zwischen Kyoto und Edo.

Nach dem Abendessen geht es zurück nach Shinjuku. Zuerst wird die Skyline fotografieret und dann geht es nach Kabukiza, dem berühmten Amüsierdistrikt. Ich finde eine Kneipe mit Guinness. Im Barregal finde ich eine Flasche Jägermeister und … o Graus, Oldesloer Korn Ananas. Zurück geht es mit der Yamanote. Dieses mal unten rum über Meguro. Leider fährt der Zug nicht durch. Ich muß umsteigen. Die Yamanotestrecke bei Nacht ist irgendwie magisch anziehend.